Ohara School of Ikebana Switzerland Chapter

Seminar vom 8. + 9.Oktober 2016 im Haus der Stille Kappel am Albis

Die Ankunft am Samstagmorgen bei herbstlichem feinem Nieselregen war für viele von uns ein Zurückkommen in schon aus früheren Seminaren vertraute Gemäuer. (Auch an diesem Wochenende war hier eine Hochzeitsgesellschaft anzutreffen.) Im Rosengarten blühten die Rosen noch eifrig und im grossen Garten entlang der Klostermauern leuchteten - sobald die Sonne blinzelte - die Herbstblüten in allen Farben um die Wette. Abends konnte, wer bei offenem Fenster schlief, mit Kuhglockengeläute einschlafen. In dieser ländlichen, entspannenden und schönen Umgebung haben wir uns also zwei Tage lang ganz dem Ikebana gewidmet. Den Anfang machte Eliane Gagneux mit dem modernen Ikebana HANA-ISHO = Blumendesign. Anhand der Unterlagen, die sie uns eigens fürs Seminar zusammengestellt hat, repetieren wir wo das Narabu in der Klassifikation zu finden ist. Wir lernen dabei auch neue japanische Begriffe kennen, die wir uns merken sollen: KIHON = basic HANA-ISHO , TENKAI = advanced HANA-ISHO . Die Infrastruktur (Einheit) von SHU, FUKU und KYAKU heisst YAKU-EDA. Nach der Demonstration entstanden auch in unseren 2 oder 3 Gefässen NARABU mit einer Materialkomposition in perfekter Farbharmonie: Anturium zurifa (crèmeweiss,grün,rot) / Rosen ruby red (dunkelrot) / Limonium spring diamond (als gelber Füller) und als grüne Basis Bubleurum und Aucuba Japonica. Elianes besonderer Tip: Im Kenzan die Stiele kreuzen, das ergibt Spannung. (Stiele kreuzen können wir uns gut einprägen, hier arbeiten wir ja unmittelbar neben dem Kreuzgang.) Zufrieden mit unseren Werken wird fleissig fotografiert. Mit der Vielfalt an Gefässen sind auch sehr unterschiedliche Arrangements entstanden.

René Mutti eröffnete die zweite Lektion zum HEIKA in einer Schulvase mit einem langen Stecken in der Hand. Mahnend schwingt er diesen und erinnert uns: „Beim Heika ist die Fixation von SHU das A & O; arbeitet nicht weiter bevor das SHU nicht fest hält, sonst rächt sich dies später!“ Er zeigt uns seine Art der Fixation Schritt für Schritt vor ….und die hält! Auch hier war das Material in perfekter Abstimmung in weiss/grün und feiner erster Herbstfärbung an den Blatträndern: Hibericum Zweige / Zierkohl crèmeweiss,grün / Weizenähren

Nach unserem üppigen Nachtessen brauchten einige etwas Hochprozentiges oder Kräutertee zur Verdauung. In fröhlicher Runde liessen wir den Abend ausklingen.

Am zweiten Tag demonstrierte uns René den Wasser Reflex Stil. Danach in einer grösseren Landschaftsschale mit anderem Material eine Variation davon: Mit Salixzweigen, Hostablättern, Eupatorium cannabium alternativ Veronika, kleinen gelbbraunen Chrysanthemen und Virginia Reed Gras entsteht ein Landschaftscharakter. Wichtige Punkte dazu:

1. Fuku darf nicht die Fortsetzung von shu, d.h. in einer Linie sein!

2. Der Vordergrund ist wichtig, aber es gibt kein KYAKU oder eine grosse Blattfläche vorne als Blickfang.

3. Immer verschiedene Ebenen schaffen mit dem Wechsel von Höhe und Tiefe, am Rand Wechsel von innen nach aussen.

Die Zweige der Drachenweide zeigten nach dem Auslichten ihre gezwirbelten Enden und entpuppten sich teils als kleine Drachenköpfe und waren als SHU übers Wasser sehr interessant. Es entstand eine herbstliche Landschafts-Impression, die uns Freude machte.

Den Abschluss machte Fumio Inagaki mit einem BUNJIN. Er vergleicht das Bunjin mit einem Solo in der Musik; der persönliche Ausdruck ist wichtig. Durch starke Kontraste zwischen kräftig und fein, rustikal und exotisch usw. wird der Charakter der einzelnen Materialien hervorgehoben. Fumio demonstrierte und betonte: „Erst durch starke Reduktion (VIEL wegschneiden!) wird die Schönheit der Zweige und Blüten sichtbar.“ Aus Quittenästen oder alternativ Feuerbuschzweigen, Phalenopsis und Aspidistrablättern kreierten wir in einer Vielfalt von Vasen auch unsere Bunjin.

Grosser Dank geht im Namen aller Teilnehmenden an die drei Meister, die Helfer, besonders auch an Theres Marty und ihren Partner Hans. Aus ihrem Garten stammte alles Astmaterial und bei der Menge von jeweils 17 Arrangements war ihr Körpereinsatz dafür entsprechend gross. Vielen Dank allen. Wir haben’s genossen und behalten dieses Seminar in sehr schöner Erinnerung.

Text: Wally Gschwind - Fotos: Theres Marty

Zu den Bildern

Narabu

Heika

Wasser - Reflex Landschaft

Bunjin